
Indukom-Interview mit Swen Wittig
„In der Sprache des Kunden“
Elektronische Übersetzungsmanagementlösungen ebnen den Weg zu
mehr globaler Kundennähe
Interview mit Swen Wittig,
Vorstand der LOTS OF DOTS MediaGroup. AG in der INDUKOM Ausgabe 03/2009
Global der Markt, regional die Sprachen: Wer heute als Unternehmen mit seinen Botschaften und Produkten rund um den Erdball richtig verstanden werden möchte, der kommuniziert sie am besten in der jeweiligen Landessprache. Ein wichtiges Plus an Kundennähe, dass jedoch noch zu oft mit einem unverhältnismäßig hohen Arbeits- und Kostenaufwand bezahlt sein will. Swen Wittig, Vorstand der LOTS OF DOTS MediaGroup. AG, zeigt im Gespräch, wie beides unter einen Hut zu bringen ist. Das probate Mittel: Webbasierte Übersetzungsmanagementlösungen.
Indukom Wie begegnen
Unternehmen heute der Herausforderung nach immer mehr Sprachversionen
etwa im Bereich der Werbemittel?
Wittig Rund 80
Prozent der Unternehmen setzen bei der Erstellung ihrer
sprachversionierten Werbemittel nach wie vor auf den altbewährte
Prozessablauf: Der Werbedienstleister erzeugt in InDesign oder
QuarkXpress ein deutsches Masterdokument, das als PDF an das
Übersetzungsbu?ro geht. Dieses übersetzt den Text in Word und leitet ihn
an den Dienstleister zurück. Der pflegt die einzelnen Sprachversionen
manuell in die DTP-Dateien ein. Es folgen umfangreiche
Korrekturschleifen zwischen der Werbeagentur und den beteiligten
Ländergesellschaften. Immer wieder müssen die entsprechenden Korrekturen
händisch in die Quark- oder InDesign-Dateien eingearbeitet werden, von
Personen, die der Sprache nicht mächtig sind. Lauflängenproblematiken
können so erst sehr spät und nicht unmittelbar erkannt werden. Schnell
kommen da mehr als 12 Prozessschritte zusammen, bis das finale PDF an
die Druckerei geht.
Indukom Was ist
generell problematisch an diesem manuell geprägten Ablauf?
Wittig
Dieser Weg ist sehr zeit- sowie arbeitsintensiv – und damit natürlich
entsprechend teuer. Es sind die hohen Kosten, die bisher oft gegen mehr
Sprachversionen von Katalogen, Newslettern oder Broschüren sprechen.
Auch die Übersetzungsqualität ist nicht immer entsprechend gut. Wo
zwischen Agentur, Firmenzentrale und Ländergesellschaften kein
einheitlicher, ständig aktualisierter Online-Datenpool existiert, da
leidet in der Regel zudem die CD-Konformität. Oft sehen die einzelnen
Sprach- und Länderversionen ein und der gleichen Broschüre völlig
unterschiedlich aus. Bei einem stark manuell geprägten Prozess ist zudem
die Gefahr groß, dass man aufgrund mangelnder Transparenz den Überblick
verliert. Gerade bei Sprachen wie Chinesisch oder Russisch, wo einzelne
Details nicht schnell verbal geklärt werden können, führt dies zu
enormen Korrekturschleifen. Wo in Zeiten globalisierter Märkte immer
mehr Sprachversionen notwendig sind, steht deren Produktion nach dem
alten Schema von der benötigten Manpower her einfach in keinem
wirtschaftlich sinnvollen Verhältnis.
Indukom
Eine Alternative sind webbasierte elektronische
Übersetzungsmanagementlösungen. Was zeichnet diese aus?
Wittig
Hier muss man zunächst einmal grundsätzlich zwischen reinen
Übersetzungssystemen und browsergestützten Übersetzungsmanagmentlösungen
unterscheiden, mit denen der gesamte Prozessworkflow elektronisch
abgebildet wird. Wenn es darum geht, die komplette Werbemittelproduktion
in den verschiedenen Zielsprachen professionell zu steuern, dann
sprechen wir von zweiteren. Gesamtlösungen wie unser Language Guide
System, in das wir in der neuesten Version sogar ein online abrufbares
Translation Memory System integriert haben, sorgen für maximale
Prozesseffizienz und -transparenz. Jeder einzelne Verantwortliche
innerhalb der Prozesskette kann sofort am Bildschirm sehen, welche
Auswirkungen seine Übersetzung oder Änderung auf das Endprodukt, das
gelayoutete Werbemittel, hat. Die Folge: Die Prozessschritte für die
Übersetzung von Broschüren oder technischen Dokumentation können
teilweise mehr als halbiert werden – und damit auch der benötigte Zeit-
und Arbeitsaufwand. Exportorientierte Unternehmen können es sich endlich
leisten, mehr Sprachversionen zu produzieren. Sicher, schnell,
transparent und in einheitlich hoher Qualität.
Indukom Für welche Firmen machen derartige Lösungen
Sinn?
Wittig Aus unserer Erfahrung eigentlich
für alle international aufgestellten und operierenden
Industrieunternehmen, die über die entsprechenden interne Strukturen
sowie eine Marketingabteilung verfügen, welche den Bereich der
Werbemittelproduktion organisiert. Oft wird vergessen: Innerhalb der EU
müssen alle produzierenden Unternehmen ihre technischen Dokumentationen
in der jeweiligen Sprache des Landes vorlegen, in das sie Ihre Güter
exportieren. Bei 23 Amtsprachen kommen da schnell einige Sprachversionen
zusammen. Grundsätzlich reicht bereits eine Mindestmenge von jährlich
rund 1000 produzierten Seiten aus, damit sich der Einsatz einer
webbasierten Übersetzungsmanagementlösung unter dem Strich bezahlt
macht. Zur Hintergrundinformation:
Wir rechnen mit unseren Kunden auf
Seitenbasis ab, es fallen keine Einstiegshürden in Form größerer
Investition an.
Indukom Welche handfesten wirtschaftlichen Vorteile
liefern die neuen Lösungen?
Wittig Sie
ermöglichen es, deutlich schneller und kostengünstiger die benötigten
Sprachversionen zu produzieren, halten den betroffenen Mitarbeitern den
Rücken für Ihre Kernaufgagen frei. Auch kleine Ländergesellschaften
können nun mit verhältnismäßig geringem Aufwand ihre eigene
Sprachversion realisieren. Wo die entsprechenden Werbemittel zeitnaher
vorliegen, da reduziert sich natürlich auch die Time to Market ganz
entscheidend – ein zentraler Faktor für den wirtschaftlichen Erfolg
eines Produktes. Ferner gewährleistet die weltweite Verwendung eines
verbindlichen elektronischen Masterdokumentes die konsequente
Durchsetzung des firmeneigenen Corporate Designs. Und sorgt zudem für
eine deutlich höhere, einheitliche Übersetzungsqualität der
verschiedenen Sprachversionen. In letzter Konsequenz führt ein Mehr an
Kommunikation in der Landessprache des jeweiligen Zielmarktes zu einem
entscheidendes Plus an Kundennähe sowie Kundenzufriedenheit, was sich
direkt in der betriebswirtschaftlichen Bilanz abbildet.
Indukom Worauf sollte ein Unternehmen achten, wenn
es sich für eine derartige Lösung entscheidet?
Wittig
Zwei Punkte sind von ganz zentraler Bedeutung. Erstens, die Usability:
Die Benutzeroberfläche muss so extrem einfach gestaltet sein, dass sie
quasi selbsterklärend ist, kein Schulungsaufwand anfällt. Auch Personen,
die nicht täglich sondern nur vier Mal pro Halbjahr mit dem Tool
arbeiten, müssen sich problemlos zurechtfinden – so sieht einfach der
Einsatzalltag bei unseren Kunden aus. Im Prinzip vom Anwender für den
Anwender entwickelt. Zweitens, ein auf den Übersetzungsprozess perfekt
abgestimmtes Tool: Als Anwender muss man sofort das Gefühl haben, dass
sich hier jemand echte Gedanken um diesen sehr spezifischen
Prozessablauf gemacht hat, ihn mit seinen praktischen Anforderungen
perfekt in einem elektronischen Workflow abgebildet hat. Wo dies nicht
der Fall ist, lässt man besser die Finger weg – oder sieht sich unser
Language Guide System an. (mw)